Elektromobilität eine Lüge?

Ich habe soeben ein Interview in einer Lokalzeitung gelesen welches diese mit einem Bürgermeister in meiner alten Heimat geführt hat. Aufmerksam geworden darauf bin ich weil ein ehemaliger Klassenkamerad diesen Beitrag auf Facebook geteilt hat. Der gute Herr Kommunalpolitiker gräbt die große Kiste der Vorurteile gegen Elektromobilität heraus. Gerade in letzter Zeit habe ich auch viel darin gestöbert und mir mal meine Gedanken dazu gemacht (Der gute Mann behauptet man müsse kein Diplom in Physik um die Vorbehalte klaren Auges sehen zu können. Pfuhh… Glück gehabt. Denn das kann ich wirklich nicht vorweisen)

Die 3 Hauptaussagen waren

1. Elektroautos sind ungeeignet die CO2 Bilanz positiv zu beeinflussen

2. Elektroautos würden das Stromnetz zum zusammenbrechen bringen

3. Die Reichweite von Elektroautos ist für eine sinvolle Nutzung nicht ausreichend

Gut… Hat er so gesagt, muss man so erst mal als rein Zeitungslesender Mensch akzeptieren.  ABER! Gehen wir mal über das reine Zeitungslesen hinaus und betrachten wir das ganze mal mit etwas Hirnschmalz. (Kann ich übrigens auch nur jedem der in diese Diskussion einsteigt empfehlen)

1. Elektroautos sind nicht geeignet die CO2 Bilanz positiv zu beeinflussen.

Nehmen wir das Argument mal auseinander. Warum kommen Leute auf diese Aussage? Dabei geht es um die hier Zitierte Studie (https://goo.gl/uG112Y) . Diese errechnet das ein Akku in der Herstellung soviel CO2 Produziert wie ein PKW auf 200.000km Fahrt. Genannt wird die Menge von 17 Tonnen Co2. Ok. Scheint ein Fakt zu sein mit dem wir klar kommen müssen… Wirklich? verschiedene Seiten im Internet gehen von 1kg –knapp über 3 Kg (je nach Sprit Sorte) Co2 Pro Liter aus. Rechnen wir mal spaßeshalber 7l auf 100km bei 2kg Co2 … dann komme ich (ohne Physikdiplom) auf 28t Co2 auf 200.000km also da scheint schon mal ein Fehler zu sein. OK, Denken wir das ganze mal weiter. Hier wird verglichen was der Akku an CO2 in der Herstellung ausstößt und was bei einem PKW am Ende des Auspuffs rauskommt auf der Fahrleistung von 200.000km. Ist das wirklich vergleichbar? Was mir in der Rechnung fehlt ist z.b. Das was die Gewinnung des Öls Kostet (Ne Bohrinsel oder auch die Ölfelder in Saudi Arabien werden nicht mit Luft und Liebe betrieben), Der Transport des Kraftstoffs (Tanker und Pipelines) Den Transport von der Raffinerie zur Tanke lass ich mal außen vor und verrechne den mit Stromtrassen Zwinkerndes Smiley … Leider kommt man hier zu nur schwer zu Zahlen aber ich hab mal recherchiert und das US-Energieministerium hat wohl mal behauptet es koste etwa 1,585 kwh Energie um 1 Liter Benzin zu Produzieren. Rechnet man das auf  CO2 um (ich nehme mal den Deutschen Strom Mix der in den USA und Saudi Arabien sicherlich abweicht…) kommen wir auf 835g Co2 pro Liter zusätzlich… mit der Rechnung komme ich beim vergleich auf andere werte… Rechnen wir also mal…. Co2 Ausstoß Elektro vs. Verbrenner auf …sagen wir mal 100.000km (das ist ne Fahrleistung die in 4 Jahren nicht ganz so selten ist)

Elektroauto Herstellung Akku 17.000 kg + Stromverbrauch (rechnen wir mal 20 kwh/100km)  auf 100.000 km  => 10,54 Tonnen Macht in summe knappe 27,5 Tonnen

Verbrenner 3,8Kg Co2  Pro Liter Sprit bei 7l/100km auf 100.000km sind wir bei 26,97 Tonnen Co2…. das ist gar nicht so weit weg vom Stomer…

Der “Break Even” kommt bei ca. 103.000km … das klingt für mich schon plausibler. Und 100.000km sollte ein Auto schon halten… beim Stromer kommt hinzu das die Feinstaubbelastung durch Bremsstaub z.b. auch deutlich geringer ist durch die Rekuperation. Unterm Strich… ja … wer sein Auto alle 2 Jahre verschrottet ist mit einem Benziner deutlich umweltfreundlicher…aber ne Umweltsau vor dem Herrn isser trotzdem Smiley mit geöffnetem Mund

2. Elektroautos bringen das Stromnetz zum zusammenbrechen

Ok.. Sie brauchen Strom… Check! der muss durchs Netz hinkommen… Check! das belastet das Netz… Check!

Aber belastet es das Netz so sehr das es zusammenbricht? der Gute Mann im Bürgermeistersessel führt 35.000 kwh extra an die benötigt werden wenn nur 10% der Autofahrer abends ihr Auto an die Dose hängen.. Mal abgesehen davon das 1. 10% heutzutage ziemlich optimistisch ist und 2. nicht jedes E-Auto jeden Abend geladen werden muss und 3. Intelligente Ladeanlagen und Tarife wie Nachtstrom den Energieerzeugern es bequem erlauben die Laust über die ganze Nacht zu verteilen….

Lassen wir aber mal die 35 MW/h mal im Raum stehen… er Hat recht. Das sind nicht zu vernachlässigende Kapazitäten aber schaut man z.b. nach Österreich… da schwankte der Stromverbrauch im Tagesverlauf in 2015 z.b. zwischen 5000 und 8000 MW…. hmmm… irgendwie krieg ich da das Gefühl das 35MW da nicht so sehr belastend sein können…. selbst wenn wir das ver-80-fachen liegen wir noch im rahmen der normalen Tageszeitlichen Schwankung unseres kleinen Alpen-Nachbarn….. das treibt mir jetzt nicht den Angstschweiß auf die Stirn…und das Netz wird ja kontinuierlich ausgebaut … seit Jahren und es wird sich sicherlich auch anpassen bis ganz Deutschland Elektromobilisiert ist.

3. Die Reichweite lässt eine sinnvolle Nutzung nicht zu

Ok…zugegeben. Die Reichweite kann mit einem Benziner nicht mithalten. Das Laden dauert auch länger als das Tanken. ABER! ich hab es für mich mal durchgerechnet… ich fahre am Tag üblicherweise ca. 40 km. 50 wenn ich einen kleinen Umweg mehr oder weniger fahre. Viele Modelle bieten derzeit ca. 200km Reichweite. bedeutet für mich alle 4 tage Laden… also sagen wir 2 mal die Woche. Einmal mehr als Tanken. (ja ich komme nur 400km weit mit meinem Smart) aber das reicht für 95% meiner Fahrten aus. Selbst ein Ausflug am WE ist selten weiter als 100 km. Die Ladeinfrastruktur ist noch Lückenhaft. Das lässt sich aber inzw. recht gut Planen. An touristischen Highlights und verschiedenen Tankstellen sind Ladesäulen vorhanden. Dann wird da ggf. mal eine Pause auf einem Ausflug eingelegt. Für Berufliche Langstreckenfahrten oder dem Trip nach Süditalien bleibt das E-Auto ungeeignet. Klar… aber wie viele Fahrten sind das im Jahr? 4? 5? vieleicht 10?

Und das MUSS das Auto dann zwingend können? Gegenfrage liebe Leser. Wer von euch hat einen Garten? Wenn ihr einen Garten habt. Wo habt ihr euren Minibagger geparkt? oder doch nur einen Spaten weil man den Minibagger so selten braucht? Zwinkerndes Smiley

Zugegeben, Ein wenig ketzerisch die Frage. Aber sie Verdeutlich das Problem. Es geht um Bequemlichkeit. Natürlich ist es Praktisch ins Auto zu steigen und ab nach Palermo zu düsen. Aber wäre in dem Fall für die Woche oder die 2 Wochen nicht ein Leihwagen genauso ausreichend und vieleicht sogar Praktischer weil einem an das eigene Blech keiner eine Kratzer fährt, Ausrüstung die im Ausland vorgeschrieben ist an Bord ist und die Miete unterm Strich sogar günstiger kommt? (Von Versicherungsdingen mal abgesehen)

Fazit:

Elektroautos sind anders aber sind sie wirklich schlechter wenn man es Objektiv und nicht emotional betrachtet? Den Schritt muss man allerdings (gerade als Deutscher ) erst mal wagen… sein Liebstes Kind auch mal zu hinterfragen. Dann wird der ein oder andere (Nicht jeder) auf die Idee kommen. Im Prinzip reicht das Elektroauto und ist sogar bequemer und günstiger.


Kommentare

Eine Antwort zu „Elektromobilität eine Lüge?“

  1. Danke, lieber Andreas!
    So ähnlich habe ich auch dem Herrn Bürgermeister geantwortet, siehe KA vom 06.09.: https://ep.etmedien.de/bkbackoffice/getcatalog.do?catalogId=140303#page_2 Herzliche Grüße von Martina Selzer

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